Wie lange hält ein Reetdach?

Bei professioneller Pflege beträgt die Lebensdauer eines Reetdachs in der Regel zwischen 25 und 40 Jahren. In Einzelfällen kann sie niedriger oder sogar deutlich darüber liegen. Neben der regelmäßigen Dachwartung und Instandhaltung beeinflussen aber auch andere Faktoren wie die Bauweise und die Feuchtigkeitsbelastung die Lebensdauer.

Im Vergleich zur Dachdeckung mit klassischen Dachpfannen bedarf das Reetdach einer ausgiebigen Pflege. In unserem Ratgeber erklären wir daher, wie lange ein Reetdach hält und welche Maßnahmen der Reetdachdecker zur Verlängerung der Lebensdauer ergreifen kann. Darüber hinaus gehen wir auf die Dämmeigenschaften von Reet als Dämmstoff ein.

Reetdach

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Reetdach?

Ein Reetdach lässt sich leicht von anderen Dächern unterscheiden. Bei Reet handelt es sich um Schilfrohr, das auf sumpfigem Gelände wächst und in getrocknetem Zustand als Bedachung verwendet werden kann. Es kommt aus verschiedenen Teilen der Welt, wie etwa Rumänien, Polen, Ungarn, Ukraine, China oder aus der Türkei. Der inländische Bedarf kann sonst kaum gedeckt werden. Der natürliche Werkstoff sorgt für eine beeindruckende Wärmedämmung im Winter und hält Hitze im Sommer ab. Unterschieden wird im Wesentlichen zwischen der Variante mit Hinterlüftung (Kaltdach) und der früher üblichen Bauweise ohne Hinterlüftung (Warmdach). Dächer mit einer Eindeckung aus Reet gehören fest zum Landschaftsbild im Nord- und Ostseeküstenraum Deutschlands. Vor allem in Nordfriesland, aber auch auf Sylt oder Keitum, prägt die traditionelle Bedachung mit Reet den Charakter einer ganzen Region.

Reetdach: Haltbarkeit begrenzt

Das Reetdach hat einen großen Nachteil, welcher die Haltbarkeit des Daches negativ beeinflusst: Es ist nicht so gut vor Regenwasser geschützt wie herkömmliche Dächer. Das hat zur Folge, dass das Regenwasser auf und im Dach verbleibt, wodurch sich langsam Moose, Algen, Pilze und Schimmel ausbreiten. Dadurch wird das Dach regelrecht kompostiert und verrottet über die Jahre hinweg, bis es repariert oder komplett erneuert werden muss.

Um der langsamen Verrottung entgegenzuwirken, sollte das Dach sollte daher so gebaut werden, dass eine schnelle Trocknung möglich ist. Der wichtigste Aspekt ist dabei die Dachneigung. Je steiler die Dachneigung ist, desto besser kann Regenwasser abfließen und nicht in die unteren Ebenen des Daches durchsickern.

Wie die Dachneigung sich konkret auf die Haltbarkeit des Reetdaches auswirkt, sehen Sie hier:

  • 25° Dachneigung: 10 bis 15 Jahre
  • 30° Dachneigung: 10 bis 20 Jahre
  • 45° Dachneigung: 25 bis 45 Jahre
  • 50° Dachneigung: bis zu 50 Jahre und mehr

Doch nicht nur die Neigung des Dachs hat Einfluss auf die Haltbarkeit. Die Neigung der einzelnen Halme sollte min. 30° betragen, damit Wasser gut ablaufen kann. Die Schilfrohre selbst sollten qualitativ gut sein. Hierbei sollten die einzelnen Halme nicht zu kurz ausfallen, damit Wasser nicht durch Lücken in die unteren Ebenen gelangt. Feuchtigkeit ist und bleibt somit der größte Feind des Reetdachs, da die feuchte Umgebung die Bildung von Bakterien und Pilze begünstigt, welche das Dach langsam zersetzen. Wird das Reetdach nicht ausreichend und regelmäßig gepflegt, wird die Haltbarkeit deutlich heruntergesetzt. Gerade Moose und anderer Bewuchs sollten deshalb zeitnah entfernt werden.

Reetdaecher-Haltbarkeit
Auch Gauben sind bei einem Reetdach möglich.

So bleiben Reetdächer länger haltbar

Die richtige Pflege des Reetdachs ist essenziell für dessen Langlebigkeit. Dazu sollte das Reetdach mindestens einmal im Jahr überprüft werden. Entfernen Sie daher regelmäßig Blätter, Äste, Nadeln, Moose und anderen Bewuchs. Dazu eignen sich herkömmliche Laubbesen oder Heurechen. Sind bereits Algen und Co. auf Ihrem Dach, sollten Sie diese schnellstmöglich mit warmen Wasser und einer Bürste abtragen. Verwenden Sie keinen Hochdruckreiniger, um Schäden am Dach zu vermeiden.

Sollten mit der Zeit einzelne Halme abstehen, können Sie ein Klopfbrett verwenden, um damit die Eindeckung wieder glatt zu klopfen. Das Gerät kommt bereits bei der eigentlichen Eindeckung zum Einsatz, ist aber für die dauerhafte Pflege ebenfalls bestens geeignet. Befinden sich Bäume in der Nähe? Dann schneiden Sie diese so zurecht, dass weniger Blätter auf Ihr Dach herabfallen können und ausreichend Sonnenlicht auf das Dach gelangt. So stellen Sie sicher, dass Ihr Reetdach nach einem Regenfall schnell wieder trocknet. 

Neben der Pflege sollte das Dach von Anfang an fachgerecht gebaut werden. Sollen etwa Gauben in das Reetdach eingebaut werden, so ist im Sinne der Feuchtigkeitsregulierung darauf zu achten, dass diese einen ausreichenden Abstand zu anderen Gauben aufweisen. Auch der Blitzschutz spielt in Bezug auf die Lebensdauer von Reetdächern eine große Rolle. Schlägt der Blitz in ein reetgedecktes Haus ein, kommt es ohne Blitzschutz oft zu verheerenden Schäden. Reetdachdecker können einen fachgerechten Schutz gegen Blitzeinschlag installieren.

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Die Vorteile des Reetdachs

Die Vorteile des Reetdachs sind neben der markanten Optik vor allem die guten Isoliereigenschaften. Aber auch aus einer historischen Perspektive ist das Reetdach äußerst interessant. Das umweltfreundliche Material wurde bereits in der Jungsteinzeit von den Germanen verwendet, weshalb Reetdächer heutzutage als immaterielles Kulturerbe gelten. Im Folgenden sehen Sie die Vorteile von Reetdächern in der Übersicht.

Vorteile:

  • sehr gute Wärmisolierung
  • guter Schalschutz
  • optimales Wohnklima
  • einzigartige, charmante Optik
  • nachhaltiges, biologisch abbaubares Material
  • kulturell wertvoll 

Bei der schönen Optik und den vielen Vorteilen darf man jedoch auch nicht die Nachteile außer Acht lassen. Zum einen sind da die hohen Kosten, welche wir in unserem Preisvergleich zu Reetdach Kosten näher beleuchten, sondern auch die Schwierigkeit, einen erfahrenen Dachdecker für diese Art von Dach zu finden. Und auch ein erfahrener Dachdecker wird ein Reetdach nicht so schnell eindecken wie ein gewöhnliches Dach. Im Folgenden sehen Sie daher auch die Nachteile des traditionsreichen Daches.

Nachteile

  • benötigt für den Bau spezielles Fachwissen und Erfahrung
  • kostspielig
  • lange Bauzeit
  • hoher Pflegeaufwand
  • anfällig für Schimmel, Moos, Pilze und Algenbewuchs
  • Blitzeinschläge und Funkenflug können zu Bränden führen
  • nicht überall gestattet
  • ggf. geringere Nachhaltigkeit bei Importware

Alternative: Kunstreet

Fällt Ihnen die Haltbarkeit von Reetdächern zu gering aus, können Sie mittlerweile auch auf Kunstreet zurückgreifen. Kunstreet ist nicht nur länger haltbar, sondern auch beständig gegen UV-Einstrahlung und verfärbt sich somit auch im Laufe der Jahre nicht. Da es nicht anfällig für Algen, Schimmel und Co. ist, hat es außerdem nur einen geringen Pflegeaufwand. Es ist gegen alle Witterungen gewappnet und hat einen besseren Brandschutz als natürliches Reet. Darum ist ein Kunstreetdach auch kein Weichdach, wie es bei Naturreet der Fall ist, sondern ein Hartdach. In der Anschaffung fällt das künstlich hergestellte Reet teurer aus als Naturreet, aber die Folgekosten sind aufgrund der geringeren Pflege und Neueindeckungen deutlich geringer. Erkundigen Sie sich am besten bei einem erfahrenen Dachdecker nach Ihren Möglichkeiten und vergleichen Sie die einzelnen Anbieter, bevor Sie sich für ein Reetdach entscheiden.

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